Unser erster Ausflugstag auf unserer Schiffsreise. Und wir können es ruhig angehen, 9.15 Uhr geht’s am Hafen von Aomori vom Schiff und rein in den Bus, der uns in 1:20h nach Hirosaki bringt. Dort schauen wir uns das Hirosaki Castle und die Kulturstätte Neputa Village an. Immerhin 7 Touren fahren heute allein von unserem Schiff dort hin. Die Anreise verkürzt uns unser Tourguide Tomi O (bedeutet „reicher Mann“) mit Erzählungen aus seiner Heimatstadt, der örtlichen Apfelproduktion und den unheimlichen Schneemassen, die die Stadt von Dezember bis Februar belagern.
Lust auf einen coolen Info-Happen über Äpfel und Samurai?
Hirosaki ist die Stadt der Äpfel: Die Präfektur Aomori produziert knapp 65% aller in Japan konsumierten Äpfel. Es werden ca. 300 verschiedene Sorten von 20.000 Bauern angebaut. Aus der Nachbarstadt Fujisaki stammt der gleichnamige Apfel der Sorte „Fuji“, der sogar für Juli trotz doofer Allergie essbar ist. Von den jährlich 150.000 Tonnen Äpfeln gehen 80% in den direkten Verkauf, 10% werden zu Säften und Marmeladen verarbeitet und die restlichen ca. 10% lokal verbraucht. Als die Samurai ihren Krieger-Status durch die Westernisierung (1871) verloren hatten, wurden viele von ihnen Apfelbauern.
Wie gesagt, in Aomori gibt’s viel Schnee, sogar jetzt im März noch. Erst vor 3 Tagen hatte es mächtig geschneit und der Schnee lag 2 Meter hoch aufgetürmt neben der Fahrbahn. Heute hat es 16°C und die meisten Haufen sind nur noch 20-30cm hoch. Aber Tomi O bestätigt uns, dass das Schneeschaufeln im Winter echt harte Arbeit ist und jeder Einwohner verpflichtet ist, seinen Weg zur Straße freizuräumen, bevor sie zur Arbeit gehen, da sie sonst am Abend nicht wieder ins Haus können. Tomi O hat sogar vor seinem Haus ein Schneeschmelzsystem installiert 🙂
Endlich angekommen beginnt unsere Tour im Neputa Village, wo uns die Bedeutung des Neputa Festivals (2. – 7. August) durch eine Liveperformance und einen Museumsrundgang vermittelt wird. Jedes Jahr beginnen zahlreiche Vereine um diese Zeit große Lampion-Figuren zu bauen, die aus einer Holz- und Drahtkonstruktion bestehen, mit Papier beklebt sind und anschließend bemalt werden. Die Konstruktionen sind mehrere Meter breit und lang und benötigen bis zu 150 Personen, um sie zu bewegen. Nach der 6 Tage andauernden Parade durch Aomori wird die schönste Lampionfigur zum Sieger gekürt. In der Parade laufen Trommler, Schellenspieler und Flötenspieler mit, die zusammen mit den Tänzern für eine ausgelassene Stimmung sorgen. Uns hat besonders die Shamisen-Darbietung gefallen, die ich bisher nur aus Geisha-Filmen kannte.
Zu Fuß ging es dann in die nahegelegene Schloßanlage des Hirosaki Castle. Es ist eines der wenigen Schlösser aus dem 16. Jhd., die in Japan erhalten sind. Wir bekamen durch Tomi Os Bilder einen Eindruck davon, wie das Gelände während der Kirschblüte aussieht und waren schon neidisch, dass wir 1 Monat zu früh da sind. Im Infocenter sind (typisch japanisch) interaktive, riesige Bildschirme aufgestellt, auf denen man sich spielerisch über die Entstehungsgeschichte des Schlosses informieren kann, in Form von Dialogen zwischen dem Erbauer und seinen Söhnen als animierte Figuren. Auf dem Schlossberg oben hatten wir dann nur noch Augen für den Berg Iwaki (1.600 Meter), der neben der Stadt tront, und ein wahnsinns Fotospot war.
Gegen 14.30 Uhr waren wir wieder retour am Schiff und gaben uns am Nachmittag die volle Ladung Trivia-Spaß mit Pub Quiz, 90er und Technology Thema. Am Abend entschieden wir uns, erstmals ins À la carte Restaurant Discovery zu gehen, was etwas überfüllt war. Also genehmigten wir uns noch einen Drink und plauderten mit anderen Gästen, die ebenfalls auf einen Tisch warteten. Generell kommt man hier sehr leicht mit anderen ins Gespräch. Die zwei Standard-Icebreaker sind „Where are you guys from?“ und an mich gerichtet „I love your hair!“. So kommen wir auch an diesem Abend mit Josh & Martha aus Belgien ins Gespräch und unterhalten uns so gut, dass wir gegen 22 Uhr fast die letzten Gäste im Saal sind. Am Weg zu unserer Kabine fängt uns noch Thomas ab, ein Landsmann wie sich herausstellt, der aus Korneuburg kommt und schon zig Mal mit AZAMARA gefahren ist. Total ausgequasselt, aber happy über so viele gute Gespräche und Bekanntschaften fallen wir tot ins Bett.