Heute geht es geschäftig an Bord zu. Das merkt man schon in der Früh als die ersten Gäste um 6.30 Uhr mit ihren Koffern durch die Gänge poltern und sich dabei lauthals unterhalten (typisch amerikanisch, sorry, ist aber so). Ein Blick in den morgendlichen Speiseraum sagt uns, ca. 90% der Passagiere sind heute von Bord gegangen. Das Frühstück war darum sehr entspannt und wir haben tatsächlich mal einen Platz am Fenster ergattert 😉

Wir sind heute Morgen in Whittier angekommen, der nördlichste Hafen auf unserer Reise und die bittersüße Erinnerung daran, dass die Hälfte unserer Kreuzfahrt schon vorbei ist. Ein Blick auf den blauen Himmel mit strahlendem Sonnenschein hebt unsere Laune gleich wieder in luftige Höhen…und genau dahin soll es heute auch noch gehen. Also Wanderschuhe und Jacke an und raus bei dem schönen Wetter. Der Berg ruft…oder so ähnlich.
Auf, auf zum Portage Glacier
Wir hatten im Vorfeld keine Excursion gebucht, sondern wollten die Gegend auf eigene Faust erkunden. Nach 2 Tagen nur am Schiff ist uns danach, uns die Beine zu vertreten, darum beschließen wir mit einer Wanderkarte von Guest Services in der Tasche, gleich den herausforderndsten der 4 Wanderwege um Whittier anzugehen: den Portage Pass hinauf zum Portage Glacier.

Was wir beim Blick aus dem Schiffsfenster nicht sehen konnten, war der heftige Wind, der uns am Pier entgegenbläst. Hui, da muss Markus gleich mal seiner Kappe hinterher rennen. Wir nehmen uns an der Hand, damit keiner von uns beiden davonfliegt, und machen uns auf zum Anfang des Wanderweges am Whittier Tunnel, der durch den Berg nach Anchorage führt.

Die ersten 5 Minuten sind noch recht idyllisch auf einem festgetrampelten, breiten Weg ohne große Steigungen. Dann zeigt sich aber schnell, warum dieser Wanderweg als “strenuous” gekennzeichnet ist. Das Geröll auf und neben unserem Weg nimmt zu und ist natürlich ein Überbleibsel eines ehemaligen Gletschers. Zusammen mit dem stetig steiler werdenden Anstieg ist es ein echtes Workout. Wir bleiben mehrmals stehen und genießen den Ausblick auf die Bucht von Whittier, in der unser Schiff mit zunehmender Höhe immer kleiner wirkt. Als wir nach ca. 30 Minuten die letzten Meter erklimmen, sind wir nach ca. 3km gute 240 Höhenmeter empor gestiegen. Für uns ist das schon eine beachtliche Leistung! Entsprechend warm ist uns und wir schnaufen ordentlich.


Aber all das ist sofort vergessen als wir den kleinen See vor uns und dahinter den Portage Glacier erblicken – ein richtiges Postkartenmotiv, findet ihr nicht auch? Hier oben erstreckt sich eine sanfte Hügellandschaft, die mit Moosen, Flechten und niedrigen Tundra-Pflanzen teppichartig bewachsen ist. Wir nutzen die einmalige Landschaft und das sprichwörtliche Sonntagswetter für eine ausgiebige Fotosession, um diesen tollen Moment für immer festzuhalten. Die Bergketten, die uns umringen, machen uns die Naturgewalten der Erde ein weiteres Mal bewusst. Und der Portage Glacier in der Ferne strahlt so hell und weiß, dass wir eine Sonnenbrille aufsetzen müssen. Eindeutig ein Core-Memory-Moment!








Kleine Hafentour
Der Wind bläst bergabwärts und beschleunigt unseren Abstieg. Nach ca. 3h sind wir wieder am Cruise Ship Terminal und beschließen kurzerhand noch die 10 Minuten weiter bis zum Hafenkai von Whittier zu spazieren. Juli hat ein paar sehenswerte Lokale und Geschäfte auf der Karte markiert, die wir natürlich auskundschaften wollen. Trotz Sonntag sind viele Geschäfte offen und wir stöbern durch ein paar Souvenirläden und nehmen auch ein paar Andenken mit.
Entspannter Nachmittag im Crow’s Nest
Zurück am Schiff belohnen wir uns für die Strapazen der Wanderung mit Burger und Pommes vom Dive-In Restaurant. Die waren richtig toll! Den Nachmittag verbringen wir beim Puzzeln, Lesen und Bloggen im Crow’s Nest auf Deck 11. Die neuen Gäste checken in der Zwischenzeit nach und nach ein, erhalten ihr Gepäck und ihre Kabinen und arbeiten ihre Bording-Checkliste ab. Wir müssen nur zur erneuten Sicherheitseinweisung auf Deck 3 bei unserem Rettungsboot vorbeischauen, das war’s. Gegen 19 Uhr legen wir ab und starten unsere 7-tägige Rückreise nach Vancouver.

