Juhu, heute starten wir unsere 3 Häfen Alaskas in umgekehrter Reihenfolge. Unser erster Hafen ist Skagway, ihr erinnert euch, die Stadt, in der 1898 durch den Klondike Goldrausch in kürzester Zeit ca. 100.000 Menschen ankamen und 600 Meilen weiter in den Yukon zum Klondike River reisten. Diese Zeit hat die Stadt bis heute geprägt und ich finde, wenn man auf dem Broadway (Hauptstraße) steht, sieht Skagway heute noch wie eine Goldgräberstadt aus.


Lebensmittelversorgung damals und heute
Wir werden von Karl abgeholt und am Weg zum Historic Skagway Inn mit den Eckdaten zum Klondike Goldrausch und der Stadt Skagway versorgt. Das Thema Lebensmittel und deren Logistik war bereits zu Zeiten des Goldrausches kein leichtes und ist es bis heute nicht.

Als Ende des 18. Jhd. viele Menschen dem Ruf des Goldes folgten, aber zunächst sehr unvorbereitet auf die Wetterbedingungen in Skagway ankamen, stellte der damalige Gouverneur eine Regel auf, um die drohende, menschliche Katastrophe zu verhindern: Jeder Goldsuchende musste einen Jahresvorrat (1 Tonne) an Lebensmitteln und gewisse Utensilien zum Bewältigen der strapaziösen Reise zu den Goldfeldern mitbringen. Die Liste mit den vorgeschriebenen Sachen findet ihr nebenstehend. Wir haben besonders bei 150 Pfund Bacon und der einen Dose Senf geschmunzelt.
Marktgärtnern am anderen Ende der Welt
Im Inn angekommen, begrüßen uns nochmal offiziell Karl und seine Frau Rosemary, die sich hier ein Hotel mit 10 Zimmern und ein Restaurant mit eigenem Gemüsegarten aufgebaut haben. Unsere gebuchte Tour heißt “Kitchen Science Alaska – Garden to Table” und wird Julis Lieblingsausflug der gesamten Kreuzfahrt werden.

Seit diesem Jahr bauen die beiden in über 30 Hochbeeten mit Unterstützung von Tavis, dem Marktgärtner aus Texas, den Großteil ihres Gemüses für den Restaurantbetrieb selbst an. In Alaska haben viele Menschen hinter ihrem Haus ein paar Beete für die Selbstversorgung. Der Grund dafür: Die großen Lebensmittellieferungen kommen nur aller 10 Tage per Schiff aus Seattle und oftmals sind die fragilen Sachen (Kräuter, etc.) bei der Ankunft schon verdorben. Die Anbauphase in Alaska ist klimabedingt super kurz. Meist nur ca. 2 Monate (Juli-August), und dieses Jahr waren die Temperaturen bis April noch ziemlich kalt und für die ersten Gemüse ungeeignet. Tavis hatte keine leichte erste Saison, sagt er und lacht, “aber Skagway heißt nicht umsonst in der Sprache der Ureinwohner ‘Home of the North wind’.”


Kulinarisches Alaska
Juli hätte noch ewig mit Tavis weiter philosophieren können, aber die Show musste weitergehen und wir sind ja wegen der kulinarischen Erlebnisse hier. Zuerst bekommen wir ein Kostprobe eines Lachs-Aufstriches mit Sauerteigbrot und dazu eine Auffrischung unserer Kenntnisse über den Heilbutt und die den 5 Lachsarten in Alaska. Anschließend dürfen wir den volksmedizinisch bekannten Tee aus dem Chaga Pilz (Schiefer Schillerporling) trinken, der bekanntermaßen gegen Krebs helfen soll. Schmeckt eher fad und erdig, brauchen wir keine zweite Tasse davon. Dazwischen gibt es eine kurze Backshow-Einlage von Juli und Steve, die gemeinsam unter Anleitung von Rosemary einen Sauerteig herstellen und das Thema Hefebakterien abhandeln. Zuletzt gibt es einen süßen Abschluss mit dem berühmten Dessert “Baked Alaska”. Wir bauen es uns selbst zusammen aus einer Waffel mit Heidelbeermarmelade (selbstgemacht), einer Kugel Vanilleeis und jede Menge Meringe obendrauf.

Das Ganze wird angeflämmt und soll optisch an einen schneebedeckten Berg erinnern. Unseren Geschmack trifft es nicht, ist uns leider alles zu süß und die Waffel ist etwas hart. Das Äquivalent eines “Magenbitters” nach dem Essen heißt hier “Shrub” und ist ein trinkbarer Essig. Er stammt noch aus der Zeit der Prohibition und wurde damals als Alkoholersatz getrunken. Unserer besteht aus 1/3 Zucker mit 1/3 Weißwein oder Reisessig und 1/3 Blaubeeren. Zum Anstoßen spricht Rosemary einen sehr schönen Toast: “Let’s hope we all find the true gold in our lives that is companienship!”
