So, das waren sie also, unsere 2 Wochen Kreuzfahrt durch Alaska. Ging einerseits verdammt schnell, aber andererseits war die zweite Woche etwas redundant bezüglich des Onboard-Programms und des Essens. Da es unsere erste Kreuzfahrt mit den selben Häfen Hin und Retour war, würden wir beim nächsten Mal wahrscheinlich nur 1 Woche buchen und ansonsten individuell reisen. Nichts desto trotz haben wir durch die doppelte Anzahl an Ausflügen die Gegend und die Menschen ausführlich kennengelernt – und das ist für uns immer das Wichtigste am Cruisen.
Runter vom Schiff und ab nach Gastown und Gastown
Erstmals bei einer Kreuzfahrt können wir am Morgen eigenständig mit unserem ganzen Gepäck von Bord gehen. Das ist sehr praktisch, weil wir die Koffer nicht am Vorabend gepackt auf den Gang stellen und am nächsten Morgen in einer großen Halle suchen müssen. Wie beim Aussteigen aus einem Zug gehen wir gegen 9 Uhr mit unseren Koffern gemütlich die Gangway ins Cruise Terminal von Vancouver und nach einem kurzen Einreise-Checkin in Richtung Innenstadt. Da unsere Unterkunft erst gegen Mittag geputzt und bezugsfertig sein wird, stellen wir unser Gepäck beim nahegelegenen Baggage Drop-off ab und machen uns direkt auf nach Gastown zur Steam Clock (Dampfuhr). Die weltweit erste, mit Wasserdampf aus der Fernheizung des Viertels angetriebene Dampfuhr! Erinnert Juli ein bisschen an die Uhr der fließenden Zeit in Berlin. Zu jeder Viertel und zur vollen Stunde pfeift die Dampfuhr aus den oberen Rohren. Ein lustiges Spektakel.


Danach führt uns Markus weiter in den historischen Stadtteil Chinatown, eines der größten und ältesten Chinatowns Kanadas. Doch bevor wir uns einige Highlights in diesem Viertel anschauen, steuert Markus zielstrebig in eine Mall und überrascht Juli mit einem Besuch in einem Katzencafé. Das Catfe hat gerade geöffnet und wir gehören zu den ersten Besuchern, die eine Stunde mit den knapp 25 Fellflauschies verbringen dürfen. Anders als bei unseren Katzencafés geht es hier vorrangig um die Vermittlung der Tiere und nicht um Kaffee+Kuchen. Es ist also praktisch ein Tierheim, das sich seine Besuchszeiten bezahlen lässt. Ein echt cleveres Geschäftsmodell! Hier können wir unsere Sehnsucht nach unseren zwei Lieblingen daheim etwas mildern und nebenbei einen Chai Latte genießen.






Auf unserem anschließenden Spaziergang durch die Straßen von Chinatown lernen wir, dass sich hier in den 1880er Jahren die ersten Chinesen ansiedelten, die ins Land geholt wurden, um beim Bau der Canadian Pacific Railway zu helfen. Nach der Fertigstellung der Bahnstrecke wurden die Arbeitenden von der Regierung vergessen, massiv diskriminiert und deren Einwanderung sogar verboten. 2018 hat sich die Stadt Vancouver offiziell für die geschichtliche Diskriminierung der chinesischen Bevölkerung entschuldigt. In Chinatown gab es nur das Millenium Gate und ein Denkmal, was ein Foto wert war. Ansonsten bestaunen wir die vielen chinesischen Schriftzeichen an den Fassaden und die unzähligen Lebensmittelgeschäfte an jeder Ecke.



Die traurige Schattenseite von Vancouver
Als Markus eine Nachricht unserer Vermieterin erhält, dass unsere Unterkunft früher fertig ist, machen wir uns sofort auf den Weg. Leider führt uns der direkte Weg nach Downtown Eastside und dort speziell über die East Hastings Street. Spätestens jetzt wussten wir, dass das der Hotspot der Obdachlosen und Drogenabhängigen ist – und wir mussten mitten durch. Es war beängstigend, so viele kaputte, dreckige, hoffnungslose und verwahrloste Menschen zu sehen, die auch körperliche und psychische Probleme zu haben scheinen. Sie hausen auf dem Gehweg zu beiden Seiten der Straße und haben ihre wenigen Besitztümer in Säcken oder Einkaufswagen bei sich. Viele liegen betäubt am Boden, starren stumpf vor sich hin oder reden mit sich selbst. Ein trauriger Anblick, der nur schwer zu ertragen ist. Der offensichtliche und scheinbar völlig normale Konsum von Chrystal Meth ist verstörend und wir wollen nur noch weg von hier.
Als wir in der Gegend unserer Unterkunft ankommen, haben wir die Eindrücke schon halbwegs wieder verdaut. Die schönen, gepflegten Vorgärten und sauberen Wohnanlagen helfen, sich wieder auf die schönen Seiten des Lebens zu fokussieren. Endlich angekommen, entspannen wir erstmal ein paar Stunden auf dem Sofa und waschen nebenbei ein bisschen Wäsche, damit Markus morgen eine frische Unterhose hat 🙂
Sonnenuntergang auf Granville Island
Am Abend wollen wir noch unsere direkte Nachbarschaft erkunden und stellen fest, dass unsere Unterkunft ideal gelegen ist: In 15 Minuten sind wir zu Fuß am Wasser und direkt auf Granville Island, einem ehemaligen Industrieviertel und heute lebendiger Kunst- und Kulturszene mit einer großartigen Markthalle, die sogar Sonntags geöffnet hat. Hier schlagen unsere Foodie-Herzen höher als wir durch die zahlreichen Marktstände mit frischem Obst&Gemüse, Brot, Käse, Fisch, Fleisch, Blumen, Schokolade, Gewürze, etc. streunen. Wir decken uns mit dem nötigsten für das Frühstück der kommenden Tage ein: ein Sauerteig-Baguette (!), zwei Käsesorten mit einem Thymian-Zwiebel-Chutney, Butter, Trauben, Snackgurken und Pfirsiche sowie Saft und Wasser.



Wir stöbern noch ein bisschen durch die Kunst- und Souvenirläden und lassen uns dann im Tap & Barrel Restaurant mit Blick aufs Wasser für ein kleines Abendessen nieder. Eine Thunfisch Poké Bowl und Tortilla Chips mit Guacamole und Pico de Gallo zum Teilen. Richtig lecker, auch wenn es für Julis Schärfeempfinden herausfordernd war. Mit Blick auf die vielen Boote im Hafen genießen wir den Sonnenuntergang und laufen entspannt am Uferweg Island Park Walk nach Hause.


