Wer die Vorgeschichte nicht kennt, Twitty Tister ist ein gemeinsames Schreibprojekt von @Lilleyone, @GoShoo und Meinerwenigkeit. Der erste Teil ist im Emporium der Träume zu finden und definitiv lesenswert³. Ich versuche mich ‘mal an einer Fortsetzung die sich mit den Erfolgen im Jahr 1995 beschäftigt.
Twitty Tister – Rock am Ring
Mitte der Neunziger, während Rock am Ring von Van Halen, Bon Jovi und Megadeth heimgesucht wird, viele der Bands wie Metallica, Guns’n’Roses und Aerosmith auf der Suche nach Selbstverwirklichung sind, haben Lill-E, DanMan und Lemmie sich auf die Suche nach musikalischer Fremdverwirklichung gemacht. Bei einem wöchentlichen Schnitt von fünf bis sechs leer-gespielten Hallen, einer Gehirnerschütterung und gut zwei Dutzend Vorfällen hatte sich Twitty Tister in kürzester Zeit einen Namen gemacht, zumindest im Rahmen von Sondereinsatzkommandos, Feuerwehrverbänden und Heimatmusikvereinen. Immer öfter war es zu Ausschreitungen bei den Veranstaltungen gekommen, wobei man ursprünglich angenommen hatte, es läge einfach nur an der Musik. Hier konnte allerdings ein direkter Zusammenhang aus dem steigenden Alkoholpegel und der späten Stunde der Auftritte gefunden werden der die Band in der dritten Instanz in vier unabhängigen Gerichtsverfahren von Schadenersatzforderungen freisprach. Glücklicherweise für die Band war es für viele Veranstalter nahezu zeitgleich ein großes Problem bei fast allen Events die Leute aus den Hallen zu bekommen. Was war also naheliegender als die Puke Festival Veteranen zu den Großveranstaltungen zu laden um die Leute direkt nach dem Headliner endlich aus der Halle zu fegen? Aber was langeweile ich Euch mit der Zusammenfassung, sehen wir uns an was bei Rock am String 1995 wirklich passiert ist.
Was wirklich geschah
Einige Stunden nach Mitternacht, das Arsenal ist gefüllt mit über alkoholisierten, grölenden Jugendlichen. Vereinzelt ein Barthaar, meist von jenen unglücklichen Eltern die noch in der Nähe der großteils Minderjährigen geblieben sind, obwohl sie noch Autofahren mussten. Das wo doch die Ausdünstungen der Anwesenden reichten um jeden Polizisten klar zu machen den Delinquenten umgehend durch-zu-winken. Der gesunde Menschenverstand gebot, dass die Elektronik des Alkometers aufgrund des Ethanolgehalts der Atemluft eine mittelgroße Explosion verursachen könnte und damit war ein genereller Urlaubstag für die Gesetzesvertreter in größerer Umgebung erwirkt worden. Twitty Tister kommen geleitet von lauten Rufen nach mehr Alkohol auf die Bühne. Die ersten Riffs von DanMan bringen die Halle zum Überkochen, es wird enger und enger in den vorderen Reihen. Nicht zuletzt weil sich die Truppe an Hardcoregroupies, aus den Zeiten der Puke Festivals, ihres Zeichens wiederum eindeutig erkennbar an dunklen Sonnenbrillen und plastifizierter Einmalwäsche von hinten nach vorne drängt. Die Spuren des Festivals, Übermüdung, Hörsturz und verschwommene Sicht beginnen sich bei tausenden Fans binnen Sekunden auf ihren Gesichtern zu zeigen, nicht schnell genug für die meisten. Was später von vielen Ärzten als Amphetaminüberdosis fehlgedeutet wird ist der unmittelbare Effekt des 1.000.000 Watt Stroboskops den Lemmie mitgebracht hat. Eine Vorsichtsmaßnahme nach den letzten Auftritten, damit sollte sichergestellt werden, dass sich wirklich nur echte Fans an die Band erinnern können. Es gab da ein paar Vorfälle…
LiLL-E’s Auftritt auf der Bühne ist bombastisch: Mit einem Schrei, der aufgrund des von Lemmie eingeschleusten Mic-Verzerrer und der Momente später ersten, zerfetzten Boxen mehr als Grindcore Jodeln durch die Boxen schallt sieht man ein gewohntes Bild auf den Gesichtern von aber-tausenden Besuchern, den Wunsch rechtzeitig gegangen zu sein. DanMan’s Auftritt, ein Tritt auf den Schalter für das Stroboskop um sicherzustellen, dass die dadurch für mehrere Minuten erblindeten Fans die Orientierung verlieren. Auch gleichzeitig das Signal für die Band in die Eisen zu steigen und so beginnen sie Rock am Ring mit dem all-time classic und unter Ihren Groupies, das später von Nine-Inch-Nails neuerfunden werden sollte. Twitty Tister’s Meisterwerk – Closer, dem Zustand der Menge entsprechend. Dem Lied wird ja nicht von ungefähr nachgesagt eine Welle von Klaustrophobien unter den Konzertgängern ausgelöst zu haben, welche den Psychologen in Nürnberg und Umgebung noch bis ins Jahr 2009 rege Kundschaft bescheren wird. Böse Zungen behaupten, dass rechtzeitig zum “Fear of the Dark” Cover, die in der Menge auftauchenden Feuerzeuge eine Reaktion auf eine mögliche Steigerung des schon eingesetzen Stroboskops waren und die rund 70.000 verzweifelt nach oben schnellenden Feuerzeuge das gesamte Lied nur deswegen oben blieben um die Augen auf einem gewissen Helligkeitspegel zu halten. Gefolgt wurde das ganze vom Theatre of Tragedy Cover “Velvet Darkness they Fear”, die Stimmung war am Toben – nie zuvor waren soviele spontane Panikattacken und Anfälle von Automutilation der Ohren an einem Ort der Welt aufgetreten, noch heute profitieren Twitty Tister von zahllosen Tantiemenzahlungen der Krankenhäuser.
Ein phänomenales Ende gelant LiLL-E als sie beginnt das letzte Lied “After Dark” einzuleiten, mit den Worten
Watching Her – Strolling In The Night So White – Wondering Why – It’S Only After Dark
In Her Eyes – A Distant Fire Light – Burns Bright
DanMan steigt wieder auf den Schalter und mit dem erneuten Einsatz des Stroboskops ist die Menge nicht mehr zu halten. Ein selbstsicherer Blick von Lemmie, der kräftig in die Tasten haut zu DanMan, der den Hals des Basses würgt bis die Schreie der Mengen im satten Sound der gerade neu aufgestellten Subwoofer untergehen. Das Ende von Rock am Ring ist erreicht, knapp 25 Minuten nachdem Twitty Tister die Bühne betreten haben ist das gesamte Arsenals des Rings leergefegt. Die Einladung von Titty Twister zu weiteren Festivals ist spätestens gesichert als den Veranstaltern bewußt wird, dass sie aufgrund der panischen Flucht der Fans und den damit verbundenen Luftverwirbelungen eine Einsparung am Reinigungskosten von 84,4% erreichen.
Doch der Auftritt von Twitty Tister bei Rock am Ring sollte nicht ohne Folgen für die Szene bleiben. Einzelne, hörgeschädigte Musiker, denen die Flucht vor dem Konzert nicht gelungen ist, gründen noch im selben Jahr die Foo Fighters (inspiriert durch die unbekannten Objekte die während des Konzerts durch die Menge geflogen waren) und System of a Down (woher der Name rührt muss ich keinem erklären, der am Konzert war) – die Motivationen schlagen ihre Wellen noch bis heute in Liedern wie Toxicity, Revenga, Learn to Fly und vielen anderen. Wirtschaftlich hatte sich 1995 aufgrund der Darbietung auf der Bühne sehr stark der Pharma- und Medizinbereich entwickelt, wie erwähnt hatten auch die Psychiater ihren Teil vom Kuchen abbekommen. Gleichzeitig hatten Rock am Rings Fans, teilweise durch die Erblindungen geschädigt, teilweise auch aufgrund des Verlustes des Hörvermögens etwa sechs Wochen keine Artikel in bekannten Merchandise Stores gekauft, die daraus ausgebrochene Krise im Postbereich zwingt den deuschen Staat 1995 die Deutsche Post zu privatisieren.
Eines der vielen Missverständnisse die noch folgen sollten waren, dass fast zeitgleich zu Rock am Ring 6 Monate lang “die Doofen” in den Charts zu hören sind. Generell dürfte es sich um eine Verwechslung handeln, da viele der Puke’n’Rock Fans von Twitty Tister nach Genuß von Alkohl nicht mehr in der Lage waren die Band richtig auszusprechen ohne Verwechslungen mit Titty Twister (zu deutsch Nippelzwirbeln). Das führte schon in der Vergangenheit zu ausgesprochen schmerzhaften Verwechslungen. Deswegen waren die Groupies auch dazu übergegangen TT schlampig gesprochen mit “DD” abzukürzen was viele der Rock am Ring Besucher wohl mit “die Doofen” verwechselt hatten, welche ihreszeichens auf der Bandlist vermerkt waren. Immerhin erklärten sich Wigald Boning und Olli Dietrich, davon inspiriert, bereit das Lied “Mief” zu schreiben in Anlehnung an die Gerüche nach und während Twitty Tister Konzerten.
Die Darbietung hatte weiters auch eine Hollywoodgröße inspiriert. Quentin Tarrantino selbst war von der Performance am Ring so angetan, dass er die Bar nach Twitty Tister benennen wollte – auch hier dürfte sich im Drehbuchskript ein kleiner Tippfehler eingeschlichen haben, der Twitty Tister vor großem Ruhm und Quentin vor Tantiemen bewahrt hatte.
Der Grundstein des weiteren Erfolges war damals gelegt worden. Die kleinen Unstimmigkeiten am Rande waren 1995 noch kaum der Rede wert. Einzig die Versuche von DanMan und Lemmie – LiLL-E von den Vorzügen des falschen Namens zu überzeugen sollten fehlschlagen, was sowohl die Umgestaltung der Bühnenshow entsprechend mit “Titty Twister” nicht wahr werden ließen und LiLL-E für mehrere Wochen zwang ein metallverstärktes Top zu tragen, die beiden männlichen Bandmitglieder hingegen profitieren von der Auseinandersetzung, die Stimmbildveränderung hin zum Sopran war allerdings nur semipermanent.
So genial,
echt gut geschrieben…..
möchte unbedingt mehr über uns lesen 🙂
Super Text, auch als nicht-Mitglied kann ich mich nur Lilleyone anschliessen und um mehr bitten!