2023, Japan – Typisch Japanisch

Während unserer 3-wöchtigen Reise in Japan sind uns so manche Besonderheiten an Land und Leuten aufgefallen:

Verkehrte Bedeutung von Farben

Bei Taxis bedeutet Grün = besetzt und rot heißt frei. Seltsamerweise ist es bei Toiletten wieder andersherum, also wie bei uns auch.

Toiletten – von sehr ursprünglich bis hightech

Das liebste Mitbringsel aus Japan ist laut Statistik eine Toto Toilette, die ihre Besitzer mit tausenden Funktionen verwöhnt. In unserem Stadt-Ryokan in Tokyo und in vielen öff. Einrichtungen begegneten wir diesen Toiletten, haben sie aber nicht vollumfänglich getestet 🙂

Daneben gab es öfter auch ganz normale Toiletten ohne Schnickschnack und ab und zu auch Hock-Klos mit Haltgriffen auf Kniehöhe und einem Keramikloch im Boden. Vielleicht hält dieses Hocken die Japaner*innen so fit? Und noch ein kleines Detail: Es gibt überall superdünnes Klopapier. Ich würde sagen, es hat nicht mal eine ganz Blattstärke. Folglich muss man sich extra mehr von der Rolle abrollen, was nicht gerade umweltfreundlich ist.

Alles auf links

In Japan herrscht Linksverkehr. Auf Rolltreppen wird links gestanden und rechts gegangen, ebenso auf der Straße am Bürgersteig (außer in Osaka). Das war am Anfang eine echte Umstellung für uns.

Alle in Reih’ und Glied

Japaner stellen sich gerne an, das scheint ihr absolutes Lieblingshobby zu sein. Vordrängeln oder gar Überholen käme einem Japaner nie in den Sinn. Die Königsdisziplin ist das Anstellen an einer Bushaltestelle. Die Schlange kann schonmal gut 20-30 Meter vor der Bushaltestelle anfangen 🙂

Qualität ist ist Ehrensache

Um die Qualität des Essens braucht man sich in Japan nicht zu sorgen – es ist überall großartig. Für Japaner*innen ist Service und Qualität ein innerer Anspruch, weswegen man auch kein Trinkgeld gibt. Das Essen ist immer mit sehr viel Liebe zum Detail zubereitet und angerichtet. Es ist wirklich schwer, in Japan schlechtes Essen zu finden.

Plastikessen

Die Kunst der Essensattrappen vor Restaurants oder in Shops hat uns super beeindruckt. Als Tourist freut man sich, wenn man beim Einkaufen eine 3D-Vorschau auf Kekse oder Süßigkeiten in den Verpackungen oder beim Bestellen statt in die Speisekarte einfach auf die Plastikattrappen zeigt. Gewöhnungsbedürftig war es trotzdem am Anfang.

Höflichkeit ist eine Zier

Japaner sind für unseren Standard ungemein höflich, freundlich und respektvoll. Ob es die Busfahrerin ist, die sich bei jedem aussteigenden Gast bedankt oder meist ältere Menschen, die am Flughafen/im Museum/im Hafengebäude den Weg weisen – überall wird man zuvorkommend behandelt, mit einem freundlichen Nicken begrüßt und mit min. 3x Danke verabschiedet. Ein Beispiel für eine solche respektvolle Geste ist das Entgegennehmen und wieder Überreichen von Kreditkarten, Reisepässen und Rechnungen, was in Japan immer mit beiden Händen erfolgt.

Alt, aber noch brauchbar

Viele Japaner arbeiten auch im Alter und weit über das Rentenalter (70 Jahre) hinaus. Aus dem einen Grund, da sie dem System nicht zur Last fallen wollen (Rente beziehen) und andererseits, weil es ihrem Tag Struktur gibt und sie sich gebraucht fühlen. Und Japan überaltert zusehends und ist daher Meister in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen.

Viele alte Japaner*innen arbeiten als Tourist-Guide, im Freiweiligen-Service als Gärtner oder Museumsguide, sie reinigen die Straßen und Parks, sind Nachtwächter oder Einweiser von Schlangen bei Zoos oder am Flughafen. Die oftmals nicht sehr anspruchsvollen Aufgaben nehmen die Senior*innen super ernst und verbeugen sich und begrüßen jeden einzelnen Gast oder Tourist, der an ihnen vorüber geht. Mir drängt sich der Gedanke auf, dass solche Jobs auch bei uns sinnvoll und dann viele Plätze in Pensionistenheimen wohl leer wären.

Peace

Bei uns ist es der Daumen hoch, in Japan ist die typische Geste für Fotos die Peace-Geste. Selbst kleine Kinder werden von ihren Eltern darauf trainiert, bei Fotos das V aus Zeige- und Mittelfinger auf Augenhöhe oder unterhalb des Kinns zu halten. Auf mich wirkt diese Geste genauso wie der Daumen hoch sehr gestellt. Aber wie immer ahmen die Menschen (und vor allem Kinder) das nach, was ihnen in den Medien gezeigt wird.

Automaten so weit das Auge reicht

Was uns gleich auffiel, als wir am ersten Abend durch Tokyo spaziert sind, waren die omnipräsenten Getränke-Automaten. Es gibt sie praktisch überall und Japan hat die größte Dicht an Automaten weltweit (angeblich kommt 1 Automat auf 30 Japaner). Diese simple, aber äußerst praktische Einrichtung hat sich hier in Europa nie so durchgesetzt wie in Japan: Automaten bieten dort sowohl kalte, aber auch fertige warme Getränke an (Kaffee, Tee mit Milch, Grüntee), sie sind rund um die Uhr offen und man braucht sie eigentlich nicht zu suchen, denn egal wo man in Japan ist, es gibt immer einen Automaten keine 100 Meter entfernt oder um die nächste Ecke, auf Parkplätzen, in Firmen, im Bahnhof, bei Touristenspots, einfach überall!

Nicht nur sauber, sondern rein

Seit dem Giftgasanschlag auf die Tokyoter U-Bahn im Jahr 1995 wurden alle öffentlichen Mülleimer entfernt, weil sie damals als Ablageorte für die Bomben benutzt wurden. Trotzdem ist Tokyo und Japan insgesamt einer der saubersten Orte, die wir kennengelernt haben. In der Stadt, auf den Straßen, in den Parks, nirgendwo liegt Müll und jeder Fleck ist getrimmt und gefegt . Es liegen kaum Blätter von Bäumen vor den Gebäuden oder auf den Wegen. Egal ob an der Mautstation auf der Autobahn oder dem 2m² Vorgarten eines kleinen Siedlungshauses, überall werden Blumen gepflanzt und es wird sich drum gekümmert, dass es schön aussieht.

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