Der Abend gestern war für mich ein voller Erfolg. Auch wenn das Feedback von Tom durchwegs ziemlich negativ war. Warum war es dann trotzdem ‘so positiv’ für mich? Weil genau der aufgezeigte Punkt für mich zu einer sehr wertvollen Diskussion geführt hat und etwas aufgezeigt hat, dass mir nicht ganz bewusst war, dass ich es außen vorgelassen hatte. Weiters kam etwas Frustration von seiner Seite herüber, die für mich verständlich war.
In dem Augenblick ist mir bewusst geworden was für mich im Rollenspiel Helden sind. Die wirkliche Definition des Wortes hatte sich geändert. Bislang waren Helden jene, die gegen das Böse kämpfen. In kürzester Zeit wurde mir jedoch bewusst, dass Helden jene sind, die ihren inneren Schweinehund bezwingen können und sich trotz einer Übermacht und trotz geringer Chancen immer wieder dagegen stemmen und ihre Überzeugung oder ihre Motivation weiter aus Quellen schöpfen, die normalen Menschen nicht zugänglich sind.
Der Abend begann mit einer Botschaft des Fürsten, der all sehr freundlich einlud, zu einem Vorbereitungsmahl in sein Anwesen zu kommen um einige Dinge vor dem Bankett zu klären… Und während man den nächsten Tag primär dazu nutzte Vorbereitungen für das Bankett zu treffen (neue Kleidung beim Schneider…) und um sich von der Bardin Mara zu verabschieden, die mit ihrem Bruder, einem Schiffskapitän aus den Docks ablegte, fegte unaufhörlich schlechtes Wetter mit Regen und teils orkanartigen Stürmen durch die Stadt.
Am nächsten Sonnenuntergang wurde man gut durchnässt von den Bediensteten empfangen und gleich einer wärmenden Suppe am Tisch von Fürst Eltan, dem Anführer der Söldnertruppe Die Flammende Faust begrüsst. Der Fürst war ziemlich gut informiert und gleichzeit sehr freundlich und offen (weil ja der doofe Spielleiter es nicht besser zusammenbrachte den guten, älteren Herrn zu spielen) Weiters hatte der Fürst auch noch eine wichtige Information abseits von generellen Etiketteregeln, die ihm zumindest bei einigen Sorgen zu machen schienen. Er stellte den Abenteurern Luthien vor, einem Tormanhänger der einen weiten Weg aus dem Süden hinter sich gebracht hatte und selbst einige wertvolle Informationen zu den Steinen hatte. Als sie den Informationsaustausch vollzogen hatten, erweiterte Fürst Eltan die Einladung zum Bankett um auch ihn an diesen Spektakel teilhaben zu lassen und schickte Leutnant Valdis schon vorab weg um einen Befehl auszuführen… Er selbst wartete wenig mehr als den Hauptgang ab um nicht weniger schnell die Tafel den Charakteren alleine zu überlassen – da er gemeinsam mit Hauptmann Koen fast wortlos in den Regen entschwand.
Am nächsten Morgen wurden die Charaktere von stärksten Regenfällen und teilweise sogar Hagel geweckt, der Sturm war in der Lage selbst Menschen gegen die Häuser zu schmettern und die Orkanböen waren einem vollwertigen Tornado gewichen der über die Stadt zog und grosse Teile des Dockviertels vernichtete. Die Charaktere selbst waren nicht tatenlos sondern sehr bemüht Schutzsuchenden Unterkunft zu gewähren und aktiv an den Vorbereitungen vor dem Eintreffen des Sturms und nach der Zerstörung alles in ihrer Macht stehende zu tun um grössere Schäden und Verluste zu vermeiden. Wenig später die Nachricht von Hauptmann Koen an Diora von Helm, dass in dem Unwetter erneut der Rächer zugeschlagen hatte – unglaubliche acht Tote, allesamt aus der Gegend bei den Docks.
Wenig später kam das grosse Spektakel, dass in einem infernalen Debakel enden sollte. Viele Gäste (nahezu an die 250 waren geladen) folgten der Einladung der Fürsten von Baldur’s Tor, einige drängten sich noch dazu auf. Sämtliche wichtige Botschafter und auch wichtige Personen rund um die Magier von Baldur’s Tor und die Hohepriester von Umberlee, Tymora und Gond zeigten sich nebst den sieben geretteten, die allesamt Geschenke und ihren endlosen Dank an die Charaktere liefern wollten. Den Anfang mit Geschenken machte der Fürst Eltan selbst, der in einer längeren Rede eine alte Geschichte wiedererzählte von einer Abenteurergruppe die gegen Dämonenhorden vor der Zeit der Plagen an den Küsten von Baldurian’s Stadt kämpften und die Horden zurück in die Hölle schlugen. Er gab allen anwesenden Charakteren jeweils einen Dolch, der vor langer Zeit von diesen Helden geführt wurde. Weiters hatten wohl die meisten Tempel der Stadt, die Geretteten und auch weitere Noble die Gelegenheit genutzt um für weitere Motivation der Charaktere zu sorgen und brachten wertvolle Geschenke.
Auch ein alter bekannter der Charaktere tauchte auf, brachte selbst Wein an ihren Tisch und erhob den Becher um mit ihnen anzustossen. Sein Name war Pickwin – und er zeigte sich als rätselhafter Händler der zuerst seine Bewunderung aussprach, die Becher hoch erhoben und nur einige Minuten später fanden sich die Charaktere blut-spuckend und vergiftet am Boden wieder. Während sie aus den Augenwinkeln noch einen lächelnden Pickwin die Stufen nach unten huschen sahen – nahm ein schreckliches Inferno seinen Lauf. Das Theater erbebte und eine tiefe Kluft offenbarte sich aus der Feuerelementare und Teufel nach oben schnellten – einige der Teufel nahmen eine beständige Postion an der Seite von Pickwin ein, andere nutzten das Chaos das die feurigen Elementare schafften um die versammelten Noblen in die nächste Welt zu senden. Die Ankunft von zwei Stacheldämonen beendete das Rift (wohl durch magische Einwirkung von dieser Seite) und unzähligen anderen Wesenheiten blieb das Dimensionale Tor verschlossen die genauso in diese Welt drängten… Eltan, seine Leibgarde und einige der Elitewachen der Flammenden Faust und des Helmtempels schlugen sich tapfer, aber auch sie konnten nicht verhindern, dass unglaublicher Schaden verursacht wurde – viele Noble liesen in der Nacht ihr Leben, unter ihnen der Botschafter von Adbar und Fellbar, der Botschafter von Mithril Halle und die Hohepriesterin von Tymora. Ein mächtiges Wort des Chaos vom grimmigen Umberleepriester lies die Teufel letztendlich in ihrer Ãœbermacht erstarren und sandte die Kreaturen in die Höllen zurück aus der sie kamen.
Die Gruppe war mittlerweile von einigen Priestern versorgt worden und hatte aktiv im Kampfgeschehen mitgeholfen und unterstützt. Vom zweiten Balkon aus hatten sie Tische und Stühle geworfen und auch mit ihrer zur Verfügung stehenden Magie versucht alle Krieger der flammenden Faust in dieser dunklen Stunde zu unterstützen. Manch einer der Priester hatte sich seinen Grenzen sehr nahe gebracht, in dem Versuch die Anwesenden von der Kippe des Todes auf die Seite der Lebenden zu ziehen – und selbst der absoluten Erschöpfung nahe kämpften sie weiter um die Wunden erstzuversorgen bis Verstärkung aus den Tempeln eintraf…
Diora von Helm rettete Pickwin den Händler vor dem Verbluten, er selbst war von den Glaiven der Teufel mehrfach durchbohrt gefunden worden und in einem kurzen Gespräch beteuerte er, dass er keinerlei Erinnerungen an Gift oder Verrat seinerseits hatte. Er wurde von der flammenden Faust unsanft in den Keller verfrachtet, davon versicherten sich vor der totalen Erschöpfung noch Ginafae und Edana.
Am nächsten Morgen stürzte ein bekümmerter und völlig übermüdeter Layar ibn Hasaar in den Schlafraum der Charaktere, in dem auch Diora hellwach stand, der Hohepriester des Helms erzählte in völliger Erschöpfung, dass in einer Vision während der nächtlichen Meditation die er dem Schlafe vorgezogen hatte, er den Händler Pickwin inmitten des Bösen sah und sandte Diora schnellstmöglich zum Kerker, er fürchtete um die Männer der Flammenden Faust. Dort angekommen, sahen sich Diora und die anderen einer kurzen Formalität gegenüber (der Anmeldung bei Hauptmann Koen) der vor kurzen Leutnant Valdis zur Vernehmung von Pickwin geschickt hatte. Ein mulmiges Gefühl führte sie sofort dazu, dass sie gemeinsam in den Kerker hinabstiegen um dort in Pickwin mit dem Langschwert des Leutnants quer durch die Brust zu finden, in tödlicher Umarmung und einem mit einer seltsamen Flüssigkeit getauchten Dolch durch die Magengrube des Leutnants zu finden. Beide hatten vor kurzem zu Atmen aufgehört. Während Diora ihren Hammer einsetzte um die Umklammerung zu lösen und dabei den Kopf von Valdis von seinen Schultern trennte konnte jeder sehen, dass dessen Körper von Insekten, Würmern, Maden, Käfern und Spinnen zerfressen wurde. Die Untiere verschwanden so schnell wie sie unter seiner Haut hervorgekrochen kamen. Genug Grund um für Diora die Leiche des Leutnants noch einige Fragen zu stellen und so rief sie eines der Gebete zu Helm, denen sie bislang versagt hatte…