The quest for breakfast
Heute möchte mir Markus das beeindruckendste Naturschauspiel Kanadas zeigen: die Niagara Fälle. Wir haben kurzerhand einem 8-stündigen Ausflug als geführte Bustour über Tiqets gebucht, die um 8:15 in der Innenstadt abfährt.
Wir machen uns gegen 7 Uhr auf den Weg, um noch ein Frühstück am Weg zu ergattern – was gar nicht so einfach werden sollte aufgrund des nationalen Feiertags „Simcoe Day“. Gleich unser erster Versuch bei der nahegelegenen Bäckerei „Whiskful thinking“ schlägt fehl – dunkler Laden und leere Regale. Also auf zu den nächsten 24/7 Convenience Stores, denken wir, aber leider springt dort für uns nur ein Bananen- bzw. Schoko-Milchshake raus. Letzter Versuch dann in der großen Bahnhofsstation Union: Jaaaa, hier finden wir eine tolle dänische Bäckerei, wo wir Zimtschnecken und Chai Latte fürs Frühstück sowie gefüllte Croissants und Blätterteiglinge als Proviant für den Tag mitnehmen. Mit deutscher Überpünktlichkeit sind wir 25 Minuten vor Abfahrt am Treffpunkt und genießen in Ruhe unser Frühstück unter dem CN Tower.

Unser freundlicher Tourguide Edward macht die 1,5h Busfahrt mit seinen hunderten Geschichten und Anekdoten zu einer kurzweiligen und amüsanten Zeit. Wir fahren zunächst eine lange Zeit den Highway nach Süden und sehen jede Menge Industriebauten am Weg. In St. Catharines verlassen wir die Autobahn und fahren durch süße kleine Ortschaften im englischen Kolonialstil, wo insbesondere sehr wohlhabende Einwohner von Toronto ihren Ruhestand verbringen. Nach unendlichen Feldern von Pfirsichen (ja, dafür ist die Region bekannt und aufgrund des Mikroklimas prädestiniert) und Wein (brachte ein deutscher Rheinländer einst hier her) können wir uns gegen 10:30 im wunderschönen Dorf Niagara-on-the-Lake für eine knappe Stunde die Beine vertreten. Markus kennt diese Ortschaft noch von seiner 2012 Reise und freut sich umso mehr, als er nach 13 Jahren den Weihnachtsladen „Just Christmas“ wieder besuchen kann.
Der Zwischenstopp ist schneller vorbei als uns lieb ist und wir befinden uns wenige Momente später schon an Edwards „second favourite spot around Niagara“: „The Gorge“ – Die Schlucht mit einem gewaltigen Wasserstrudel, der von einer (spanischen) Gondel überspannt ist. Der Blick in die Fluten ist tatsächlich atemberaubend, aber gleichzeitig ist die Vorstellung, dass hier jedes Jahr eine Handvoll Leute versucht durchzuschwimmen oder sich anderswie zu beweisen und ertrinkt, ist ein wenig erschreckend.
Direkt an den Niagarafällen nutzt Edward noch die Gelegenheit, uns die Powerstation zu erklären und frischt unsere Geschichtskenntnisse um Thomas Edison vs. Nicola Tesla auf. Während er unsere Boottickets besorgt, können wir einen ersten Blick auf die Wasserfälle von oben erhaschen. Bei mittlerweile sommerlichen 27°C erweist sich der typische Niagara-Nebel des herabdonnernden Wassers als sehr erfrischend. Die Gischt sorgt für regelmäßige Beregnung und die schiere Gewalt der Fälle (1 Mio Badewannen pro Sekunde) ist für Markus auch 13 Jahre nach seinem ersten Besuch noch immer atemberaubend. Anfang August ist hier sehr viel los, und wir sind froh als wir uns 30min später auf dem Weg zur Bootstour befinden. Mit einer Minizahnradbahn geht es ausgestattet mit knallig-roten Plastikponchos direkt aufs Schiff. Wir haben Glück beim Boarding unter den ersten 50 Gästen zu sein und ergattern am Boot einen tollen Aussichtpunkt direkt am Bug des Schiffes auf dem oberen Deck mit ungestörtem Ausblick.
Die Bedeutung von Niagara (thundering falls) kommt nicht von ungefähr – und trotz Massenabfertigung ist es ein eindrückliches, tolles Erlebnis so nahe an den verschiedenen Wasserfällen zu sein.






Wir nutzen die verbleibende Stunde in Niagara noch um einen kleinen Happen bei Wendy‘s zu futtern und die Glücksspielstadt zu durchstreunen, die in den uns erreichbaren Teilen sehr an den Wiener Prater erinnert – mit Süßigkeitengeschäften und Fahrwerken und pompösen Gärten und Hotels.
Am Rückweg zeigt sich ein wenig die Erschöpfung, der halbe Bus pennt und die Fahrt über den Highway vergeht in knapp 120min, inklusive Verkehrsstaus vor und in Toronto. Entlang der Seiten am Weg nach Toronto erklärte uns Edward am Hinweg schon, dass es einen genialen Kanadier gab, der eine gute Marketingidee hat, die 300.000 Leute pro Tag sehen können und Markus macht noch einen Schnappschuss davon – ein wenig wie in Istanbul, findet er. Davon gibt es sicherlich 20 verschiedene – hauptsächlich von großen Firmen gebucht, schick anzusehen.
Zurück in Toronto macht sich bei Juli ein wenig Schädelweh breit, d.h. wir nutzen die feiertagsoffenen Supermärkte um Ibuprofen mitzunehmen und sind dann bereits etwas früher am Heimweg in die Unterkunft, gesehen haben wir heute ja in jedem Fall genug und ein paar Stunden Schlaf tun auch immer gut.