2023, Niigata – an wundervollen Gärten und Sake , 8-Nichi-me

Niigata, auch wenn sich unsere Japanreiseführer nicht einig sind, ob es zu Zentral-Honshu oder Nord-Honshu gehört, so war diese Region noch vor 100 Jahren Marschland, schlammig und morastig und wurde durch die Entwicklung moderner Wasserwege transformiert. Heute ist der Landstrich insbesondere für Ihren Reis bekannt.

Unser Landausflug heute führt uns zu einem der 4.700 Shinto Schreine in der Präfektur. Und er ist durchwegs sehenswert. Die in Holz geprägten Schriften sind Namen der Spender, welche den Tempelbau ermöglichten und erhalten. Die Ornamente zeigen von Karpfen zu Drachen, welche übrigens die Weiterentwicklung im Sinne von „Pokemon“ darstellen – starke Karpfen werden Drachen. Wir sollten beim weihnachtlichen Karpfendinner künftig besser aufpassen, dass wir niemanden verärgern.

Unser zweiter Halt wird uns noch lange in Erinnerung bleiben, der Garten in Shibata (meiner Erinnerung nach Shibata-en) zeigt von der großen Kunst der Japaner jedes Detail in einem Garten zur Perfektion zu bringen. Ob es der Lichteinfall durch das Bambus ist, die Steinstatuen und -säulen oder die bemoosten Flächen, die dazu einladen würden hier barfuß durchzuspazieren. In wenigen Momenten fühlt man sich ein wenig näher den Begriff „Zen“ zu verstehen. Durchatmen und jedes Detail wahrnehmen ohne darin verloren zu gehen. Bislang eine der schönsten Haltestellen, wo unser Ausflug durch Niigata bislang der, im Verhältnis der letzten Tage, langweiligste Landausflug werden sollte.

Unser nächste Stopp zeigt uns das ursprüngliche Marschland, die Lagune, welche noch teilweise erhalten ist, hier ist zwar wundervoll ersichtlich wie umfassend der Landstrich eingezäunt ist, an drei Seiten von Bergen und nordwestlich vom Meer. Leider ist es ein wenig zu diesig um dies in einem Bild festzuhalten. Wir nutzen auch gleich noch die Gelegenheit ein Softeis in lokaler Sorte „Niigata Tomate“ und „Hokkaido Vanilla“ zu probieren. Tomateneis, beim ersten Kontakt passt es sehr gut und erinnert es mich an Pasta, aber in Kombination mit Vanille auch sehr erlebenswert.

Unser letzter Stop führt uns zur Sake und Bier Brauerei „DHC“. Nachdem wir gestern schon das Vergnügen hatten drei Sake zu verkosten, erweitert sich unser Repertoire um drei weitere, für mich erlebenswerte und für Juli erwartet unspannende Gläschen. Sehr interessant ist das Krabben-Miso zum ersten Sake, die Quallen-Eier zum zweiten Gang und eine Art Jerky zum dritten Sake.

Unsere weibliche Fremdenführerin ist zwar hocherfreut, dass sie eine Führung mit dem ersten Kreuzfahrtschiff seit der Pandemie durch ihre Präfektur begleiten darf, schafft es aber nicht uns zu begeistern. Als es am Rückweg leicht zu nieseln beginnt entscheiden wir uns dafür ein paar ruhige Minuten auf dem Zimmer zu verbringen bevor wir unseren liebgewonnenen Trivias versuchen – nicht unsere besten Kategorien – beim Food-Quiz beantworten wir sieben, beim Pub Quiz ebenfalls sieben und beim Disco Quiz ganze fünf von zwanzig Fragen – aber wir bleiben dran. Anders ausgedrückt, wir haben heute eine Menge gelernt – zum Beispiel, dass Shakespear in einem einzigen Werk einen Hund mit Namen versehen hat (Crab), dass die Schweizer die Ostereier von Osterkuckucks bringen lassen und, dass das utopische Mysterium von Lost Horizons Shangri’la ist.

Wir treffen über den Tag verteilt viele mittlerweile bekannte Gesichter und freuen uns bereits darauf was der morgige Tag bringen wird. Vielleicht mal wieder ein wenig WLAN um die Einträge auch online zu stellen, die wir jeden Tag hier niederschreiben.

2023, Akita – Fermentierte Leckerbissen und versteckte Lagerräume, 7-Nichi-me

Jeden Tag wird unser Frühstück ein wenig kleiner, nicht wegen fehlender Auswahl oder Qualität, eher aufgrund der vielen anderen Gerichte, die wir über den Tag verteilt konsumieren dürfen.

So kommen wir morgens in Akita an und die Stadt begrüßt uns nicht nur mit „Welcome to Akita“ aus unserer Kajüte lesbar sondern auch einer tollen Drumperformance – als erstes Kreuzfahrtschiff, das seit Beginn von Corona wieder in Akita angelegt hat, fühlt man sich sehr willkommen.

Akita ist wohl für die Geschichte des treusten Hundes der Geschichte bekannt und so werden wir an unserem Landgang auch von zwei „Akita dogs“ begrüßt, die ähnlich wie unser Kater zu Hause Fell verlieren und eine magische Anziehungskraft auf Juli ausüben.

[Bild aus Kajüte]

Unser heutiger Guide ist Tomo und der Fahrer Ohashi, beide jenseits der siebzig und insbesondere Tomo sieht optisch eher wie Ende Fünfzig aus. Unser heutiger Weg führt uns in einem Bus zu Acht in eine Miso- und Sojasauce-Manufaktur. Die Yamamo Brewery geht innovative Wege, aber dazu komme ich gleich noch. Die Anreise von knapp 1 ½ Stunden vergeht im Flug mit einigen Informationen über Akita, welches insbesondere für seine schneebedeckten Berge, seinen Reis und sein klares Wasser bekannt ist. Angekommen in der Brauerei, die von der Größe, dem familiären Flair und der liebevollen Zubereitungsart den Titel Manufaktur verdient.

Wir erhalten nicht nur Einblicke, wie Miso und Sojasauce hergestellt werden, sondern kommen auch in den Genuss, einjähriges und zwanzigjähriges Miso verkosten zu dürfen, direkt aus dem Bottich. Die Zeitraum bis Sojasauce fermentiert ist, beträgt etwa zwei Jahre. Miso benötigt zwischen sechs Monaten und einem Jahr, dieses reift allerdings stetig weiter und die Hefe zersetzt die Bestandteile, was den Geschmack intensiver werden lässt. Für Miso aus der Region Akita ist Meersalz aus der Gegend nicht geeignet, da die darin enthaltenen Bakterien ein nicht gewünschtes Ergebnis bringen, deswegen wird Salz aus dem japanischen inneren Meer (etwa auf Höhe von Osaka) verwendet. Die Verkostung von beidem war beeindruckend, die Sojasauce war rund und geschmackvoll ohne zu salzig zu sein, das Miso war, wenig später auch in einer Suppe serviert, fast wie Ei, locker und voller umami. Doch bevor es zum Essen losgeht, erhalten wir noch einen Einblick in die Innovation, wo „Miso“-Germ für die Fermentation von Weißwein eingesetzt wird. Der Geruch und der Geschmack ist ein Erlebnis, noch nicht 100%ig ausgereift, aber ganz sicher eine tolle Entdeckung, die sowohl Geruch als auch Geschmack positiv beeinflusst. Ich wundere mich, was ein talentierter Weinbauer mit Grünem Veltliner oder Gelbem Muskateller damit zaubern könnte.

Soviel zum offiziellen Programm, wir genießen ein fünfgängiges Menü mit abwechslungsreichen und „mutigen“ Bestandteilen wie Grillen (Cricket), Wasabi Leaf, vielseitigem Tempura und auf den Punkt gegartem Lamm (eingelegt in einjähriges Miso), das zart von Knochen und Gabel gleitet. Die Nachspeise ist eine Creme Brulée mit dem zwanzigjährigen Miso verfeinert, welches dadurch weniger süß ist, aber in Kombination mit etwas Fruchtmus definitiv in Erinnerung bleiben wird.

[Bilder vom Menü]

Yasushi, der Eigentümer in siebter Generation (1867), und sein ältester Sohn Ai nehmen sich sehr engagiert unserer Gruppe an und wir bekommen eine erweiterte Führung, nicht nur durch die oberen Räumlichkeiten, sondern werden auch mit einer kleinen Teezeremonie geehrt, die wir sehr genießen. Im kleinen Dachboden-Raum wird uns Tee serviert, der geschmacklich sehr nahe an eine Suppe kommt und mit aromatisiertem Salz zum (umami)-Erlebnis wird. Der Abschied von der Brauerei wird uns ebenso in Erinnerung bleiben wie die Gastfreundschaft und die geschmacklichen Erlebnisse – und mit ein paar Fotos im Gepäck geht es weiter.

Unser finaler Halt ist Masuda. Eine alte Stadt mit allein 50 Uchigarus, den versteckten Warenlagern in Wohnhäusern, auf einer einzigen Straße. Die Stadt ist liebevoll, aber wirkt etwas ausgestorben. Tomo erklärt uns, dass viele Besitzerinnen der aktuellen Generation in die größeren Städte gezogen sind. Die Sake-Verkostung lassen Juli und ich aus und konzentrieren uns auf ein paar Eindrücke der versteckten Lagerhäuser. Damit haben wohlhabende Bürger und Händler ihren Reichtum kaschiert, teilweise in sehr aufwendig gearbeiteten Lagerhäusern unter dem Dach ihres Wohnhauses. Viele der Eindrücke, unter anderem von Sato-san, können wir nicht auf Fotos dokumentieren, sie zeigen uns Aufzeichnungen und Relikte der letzten Generationen; von Spielzeug über eine Vielzahl von Bildern aus dem letzten Jahrhundert und liebevollen teils japanisch (übersetzten) und direkt englischen Erzählungen der Eigentümer.

So machen wir uns am siebten Tag unseres Urlaubs zurück nach Akita auf, wo das Schiff auf uns wartet. Den Abend verbringen wir mit Wäsche waschen, den Sonnenuntergang im Außenpool genießen, Essen am Außendeck (Decken und Heizlampen sei dank) und Tanzen bei Live Musik.

2023, Aomori – Katzenlampions und der Korneuburger, 6-Nichi-me

Unser erster Ausflugstag auf unserer Schiffsreise. Und wir können es ruhig angehen, 9.15 Uhr geht’s am Hafen von Aomori vom Schiff und rein in den Bus, der uns in 1:20h nach Hirosaki bringt. Dort schauen wir uns das Hirosaki Castle und die Kulturstätte Neputa Village an. Immerhin 7 Touren fahren heute allein von unserem Schiff dort hin. Die Anreise verkürzt uns unser Tourguide Tomi O (bedeutet „reicher Mann“) mit Erzählungen aus seiner Heimatstadt, der örtlichen Apfelproduktion und den unheimlichen Schneemassen, die die Stadt von Dezember bis Februar belagern.

Lust auf einen coolen Info-Happen über Äpfel und Samurai?

Hirosaki ist die Stadt der Äpfel: Die Präfektur Aomori produziert knapp 65% aller in Japan konsumierten Äpfel. Es werden ca. 300 verschiedene Sorten von 20.000 Bauern angebaut. Aus der Nachbarstadt Fujisaki stammt der gleichnamige Apfel der Sorte „Fuji“, der sogar für Juli trotz doofer Allergie essbar ist. Von den jährlich 150.000 Tonnen Äpfeln gehen 80% in den direkten Verkauf, 10% werden zu Säften und Marmeladen verarbeitet und die restlichen ca. 10% lokal verbraucht. Als die Samurai ihren Krieger-Status durch die Westernisierung (1871) verloren hatten, wurden viele von ihnen Apfelbauern.

Wie gesagt, in Aomori gibt’s viel Schnee, sogar jetzt im März noch. Erst vor 3 Tagen hatte es mächtig geschneit und der Schnee lag 2 Meter hoch aufgetürmt neben der Fahrbahn. Heute hat es 16°C und die meisten Haufen sind nur noch 20-30cm hoch. Aber Tomi O bestätigt uns, dass das Schneeschaufeln im Winter echt harte Arbeit ist und jeder Einwohner verpflichtet ist, seinen Weg zur Straße freizuräumen, bevor sie zur Arbeit gehen, da sie sonst am Abend nicht wieder ins Haus können. Tomi O hat sogar vor seinem Haus ein Schneeschmelzsystem installiert 🙂

Endlich angekommen beginnt unsere Tour im Neputa Village, wo uns die Bedeutung des Neputa Festivals (2. – 7. August) durch eine Liveperformance und einen Museumsrundgang vermittelt wird. Jedes Jahr beginnen zahlreiche Vereine um diese Zeit große Lampion-Figuren zu bauen, die aus einer Holz- und Drahtkonstruktion bestehen, mit Papier beklebt sind und anschließend bemalt werden. Die Konstruktionen sind mehrere Meter breit und lang und benötigen bis zu 150 Personen, um sie zu bewegen. Nach der 6 Tage andauernden Parade durch Aomori wird die schönste Lampionfigur zum Sieger gekürt. In der Parade laufen Trommler, Schellenspieler und Flötenspieler mit, die zusammen mit den Tänzern für eine ausgelassene Stimmung sorgen. Uns hat besonders die Shamisen-Darbietung gefallen, die ich bisher nur aus Geisha-Filmen kannte.

Zu Fuß ging es dann in die nahegelegene Schloßanlage des Hirosaki Castle. Es ist eines der wenigen Schlösser aus dem 16. Jhd., die in Japan erhalten sind. Wir bekamen durch Tomi Os Bilder einen Eindruck davon, wie das Gelände während der Kirschblüte aussieht und waren schon neidisch, dass wir 1 Monat zu früh da sind. Im Infocenter sind (typisch japanisch) interaktive, riesige Bildschirme aufgestellt, auf denen man sich spielerisch über die Entstehungsgeschichte des Schlosses informieren kann, in Form von Dialogen zwischen dem Erbauer und seinen Söhnen als animierte Figuren. Auf dem Schlossberg oben hatten wir dann nur noch Augen für den Berg Iwaki (1.600 Meter), der neben der Stadt tront, und ein wahnsinns Fotospot war.

Gegen 14.30 Uhr waren wir wieder retour am Schiff und gaben uns am Nachmittag die volle Ladung Trivia-Spaß mit Pub Quiz, 90er und Technology Thema. Am Abend entschieden wir uns, erstmals ins À la carte Restaurant Discovery zu gehen, was etwas überfüllt war. Also genehmigten wir uns noch einen Drink und plauderten mit anderen Gästen, die ebenfalls auf einen Tisch warteten. Generell kommt man hier sehr leicht mit anderen ins Gespräch. Die zwei Standard-Icebreaker sind „Where are you guys from?“ und an mich gerichtet „I love your hair!“. So kommen wir auch an diesem Abend mit Josh & Martha aus Belgien ins Gespräch und unterhalten uns so gut, dass wir gegen 22 Uhr fast die letzten Gäste im Saal sind. Am Weg zu unserer Kabine fängt uns noch Thomas ab, ein Landsmann wie sich herausstellt, der aus Korneuburg kommt und schon zig Mal mit AZAMARA gefahren ist. Total ausgequasselt, aber happy über so viele gute Gespräche und Bekanntschaften fallen wir tot ins Bett.

2023 Seetag, gemütlich relaxen und ein wenig wackelig auf den Beinen, 5-Nichi-me

Das war aber hell, als wir heute Morgen, knapp gegen neun Uhr Lokalzeit, aus unserem Bullauge geblickt haben. Auf unserer Reise soll es wohl der einzige Seetag werden, nach den geh-intensiven Tokiotagen eine willkommene Abwechslung, bevor es weiter damit in Aomori geht. Wir starten den Tag mit einem Besuch im Fitnesscenter mit tollem Ausblick über die Weiten des Pazifiks. Frisch geduscht geht es weiter zum Frühstück, endlich mal wieder von Fisch und Miso zu einem westlicheren Frühstück inklusive einer tollen Auswahl an frischen Früchte, etwas das wir die letzten Tage vermisst hatten.

 

Vormittags packt Juli dann der Drehwurm, die Azamara Quest schaukelt zugegeben deutlich wahrnehmbar, Stunde für Stunde und Minute für Minute, aber es ist keine unmittelbare Abhilfe zugegen, und für einen Notfall ist es gefühlt noch nicht schlimm genug. Wir stimmen uns auf die vor uns liegenden Erfahrungen noch mit The Last Samurai ein und mit ein wenig „Ginger Candy“, Ginger Ale (dem Bord-team sei dank für den Tipp) und einem Besuch im Shop um Medikamente gegen Motion Sickness klappt es auch mit dem Wohlfühlen wieder besser. Also widmen wir uns japanischer Origami Kunst und schaffen tatsächlich ein paar ganz herzeigbare Papierfaltungen bis hin zu einer Schildkröte und einem Panda. Am Nachmittag besuchen wir „The Living Room“ und verharren vom Science zum Pub und Elton John Quiz in der Menge. Die beiden Australier Jill und John aus Sydney machen ein großartiges Team mit uns, beim letzten Quiz reicht es für 18 von 20 Punkten, knapp am Sieg vorbei.

Letztes Tagesdrittel, die Vorfreude auf den Ausflug morgen wächst, gleichzeitig genehmigen wir uns noch einen kleinen asiatischen Snack bevor wir dem Willkommen von Captain Jonas und der Vorstellung seines Führungsteams beiwohnen. Einen würdigen Ausklang findet der Abend mit Amanda Poulson, die nicht nur das Entertainment Team leitet, sondern auch eine Stimme zum Besten gibt von Arie über Evita, Sound of Music, Frozen bis Time to Say Goodbye einfach sehr erlebenswert.

2023 Tokyo, kaiserliche Gärten und die Suche nach dem Cruise Terminal, 4-Nichi-me

Am Sonntag erwachten wir bei strahlend blauem Himmel mit Sonnenschein, nichts erinnerte mehr an den grauen, verregneten Vortag. Gleichzeitig war es unser (erstmal) letzter Tag in Tokyo, und den wollten wir ausgiebig genießen, bevor wir am Nachmittag zu unserer Schiffsreise aufbrechen würden. Wir waren überpünktlich beim Frühstück und Check-out und stürzten uns voller Zuversicht in den Vormittags-Öffi-Verkehr, dass wir ganz sicher an der Tokyo Central Station ein Gepäckschließfach für unsere zwei großen Koffer finden würden. Ist schließlich ein großer Verkehrsknotenpunkt. Nun jaaaaa, da waren wir wohl doch etwas voreilig und hatten die unvorstellbare Zahl an Reisenden unterschätzt. Selbst an einem Sonntag Morgen waren alle Gepäckschließfächer an mehreren Stellen im Bahnhof voll belegt. Kein einziges, freies Schließfach. Ich war schon ziemlich entmutigt und auch genervt vom schweren Koffer, da fand Markus online den Hinweis auf ein Japan Rail Service Center mit Gepäckabgabe. Also nix wie hin, wieder quer durch den Bahnhof und 3 Treppen hoch. Und tadaaa, nach knapp 20 Minuten anstehen hatten wir unsere Koffer nach 1 Minute los und konnten zu unserem aufgehobenen Highlight des ersten Tages starten: die Gärten des Kaiserpalastes.

Endlich ohne Ballast schlenderten wir durch die Wolkenkratzer-Schluchten des modernen Tokyo auf den Kaiserpalast zu und betraten das alte Tokyo und eine grüne Oase inmitten des hektischen Stadtzentrums. Ich spürte sofort die Ruhe dieses ehrwürdigen Ortes und bewunderte die Eleganz und gleichzeitige Schlichtheit der Anpflanzungen. Auch die vereinzelten alten Wachhäuser aus der Edo-Zeit mit ihren holzstammartigen Dachkonstruktionen und die Überreste einer Befestigungsanlage waren sehr beeindruckend.

[Bilder vom Park, Ausblick, Bäumen]

In der Sonne konnten wir schon mit offener Jacke gehen und die Sonnenstrahlen hatten bereits ordentlich Kraft, sodass Markus auch einen leichten Sonnenbrand am Ende davontrug. Ich genoss unseren gemeinsamen Spaziergang unter den Pflaumen- und Kirschbäumen, die teilweise schon erste Blüten zeigten. Natürlich waren wieder eine Vielzahl an Japaner*innen sofort zur Stelle und dokumentierten jedes einzelne Blütenblatt. Diese allgegenwärtige Freude über den Frühlingsbeginn war irgendwie ansteckend und so zückten wir auch das Handy und hielten ein paar schöne Farbenspiele fest.

[Fotos der Blumen]

Gegen 14 Uhr begaben wir uns auf den Weg Richtung Hafen. Leider hatte ich mir aus dem Azamara Portal eine falsche Adresse des Abfahrtsortes notiert – wahrscheinlich war dort noch das ehemalige Kreuzfahrt-Terminal von Tokyo eingetragen (Website war zum Zeitpunkt unserer Reise under construction) – und wir mussten in letzter Minute dann doch noch ein Taxi nehmen. Markus behielt wie immer einen kühlen Kopf und seinen Humor und so kamen wir trotz allem rechtzeitig am Internationale Cruise Terminal Tokyo an. Der Empfang durch die Azamara Crew war herzlich und wir wurden rundum versorgt. Ab hier war jeglicher Stress von uns abgefallen und es konnte nix mehr schief gehen. Das Anstellen für den PCR Test nutzten wir für Instagram und Nachrichten schreiben. Nach ca. 2 Stunden im Terminal waren wir dann auf der AZAMARA QUEST eingecheckt und betraten zum ersten Mal unsere luxoriöse Kabine. Schnell alles ausgepackt, das Programm für den Abend studiert und ab ging’s auf eine Erkundungstour durch’s Schiff.

Nach unserem obligatorischen Willkommens-Cocktail zu Beginn jeder Cruise waren wir vollends am Schiff angekommen und genossen anschließend unser erstes Abendessen im Buffet-Restaurant. Gegen 20 Uhr legte die AZAMARA QUEST ab und steuerte aus der Bucht von Tokyo nach Osten Richtung Fukushima. Wir hatten für diesen Tag genug Action, wünschten unserem Stateroom Attendant Mark eine gute Nacht und zogen uns auf unsere Kabine zum Blogeintrag schreiben und Hörbuch hören zurück.

[Foto Cocktail, Bild von uns beim Ablegen]

2023. Japan, Tokio – kein Escape aber Asakusa, Mitsukame

Tag drei, es ist knapp 07:20 als der Wecker klingelt. Mit morgendlicher Gelassenheit, des Urlaubs durchaus würdig, drücke ich ihn im Halbschlaf weg. Wenige Sekunden später 08:15, huch – wir haben doch von 08:00 bis 09:00 unser Frühstückszeitfenster. “Juliiii, wir müssen los – ich glaub, ich hab verschlafen.”

Auch das zweite Frühstück lässt wenig zu wünschen übrig. Der Reis, mit dem klingenden Namen Mizuhonokagayaki übersetzt, verzaubert mich nachhaltig auch am zweiten Tag. Dabei bin ich gar kein großer Reisesser. Das gar grausam-regnerische Wetter draußen veranlasst uns nicht wirklich zu großer Hektik. Aber wir entscheiden uns nach einem Aufwärmen im Onsen dafür, den Weg in Richtung Skytree zu wählen und uns das angeblich kleine, aber feine Aquarium anzusehen, bevor wir am Nachmittag Christoph treffen. Gesagt, getan, sitzen wir wieder in der U-Bahn, diesmal auf dem Weg nach Oshiage. Der Skytree ist beeindruckend und nicht minder begeisternd ist das Einkaufszentrum um ihn herum. Gut, ein wenig Reue zeige ich mittlerweile dafür, dass wir nicht eine Stunde früher gestartet sind, ist doch der Ausflug ins liebevolle Aquarium kürzer als erhofft. Auch das Schaufensterbummeln durch Pokémon Shop und Kirby Café sind sehr sehenswert und es offenbart sich ein phänomenal abwechslungsreicher “Rest” der Mall, den wir nur mehr am Rückweg wahrnehmen und bestaunen, was es nicht alles, insbesondere Essbares, zu kaufen und bewundern gibt.

Zurück in Shibuya ist unser nächster Stopp der Mystery Circus. Gebucht ist der “Escape Room” ESCAPE from the Stone Cave! der sich an einer Anime Vorlage orientiert. Von der englischen Übersetzung sind wir nur mäßig begeistert, die Rätselvorlagen kommen als eingeschweißte A4 Bögen und die Interaktion leidet wahrscheinlich ein wenig daran, dass wir kaum (Christoph sei dank – sonst würde hier kein stehen) Japanisch sprechen. Spannend daran ist, dass wir mit bis zu 11 anderen Gruppen gleichzeitig rätseln. Nicht so toll, dass wir nach 38 (von 40) Minuten zwar eine für uns solide Lösung abgeben, diese aber nur als wrong bewertet bekommen und so ein “Escape unsuccessful” Schild zum Dank für unsere Mühen ernten. Trotzdem war’s eine coole Erfahrung, mit einem Teil der Weekend Busters einen japanischen Rätselraum unsicher zu machen.

Nach einem kulinarischen Zwischenstopp mit Takoyaki (Oktopusbällchen) geht es quer durch die Stadt zu einem geplanten Highlight, welches sich auch als solches erweist – Teamlabs Planet Tokio. Diese Kunstinstallation lässt sich für uns am Besten als erlebenswert zusammenfassen. In der Wasser- und Gartenwelt waten wir mit bloßen Füßen durch teilweise knietiefes Wasser oder erfühlen verschiedenste trockene Untergründe, alles untermalt mit einem ausgefeilten Licht- und Soundkonzept – bislang ein absolutes Highlight von Tokio. Es ist eine Enttäuschung, wenn das Teamlabs zu Ende ist – man möchte einfach noch mehr erleben.

Zu guter Letzt machen wir noch einen Abstecher nach Asakusa (gesprochen: Asak’sa), um den großen Schrein im Schatten des Skytrees bewundern zu dürfen. Die Vielzahl kleiner Marktstände, die uns an den Wiener Naschmarkt erinnerten und zu dieser späten Stunde leider geschlossen hatten, lädt zur Wiederkehr ein. Christoph zeigt uns noch eine schöne Tradition, das “Glück schütteln”. In silbernen Behältern befinden sich viele kleine Orakelstäbe, wovon einer beim Umdrehen aus einem kleinen Loch fällt. Juli und ich schaffen es tatsächlich aus zwei Boxen exakt die gleiche Zahl (56 in Kanji) zu ziehen: the final small fortune. Christoph übergibt sein gezogenes Unglück dem Schrein und wir entscheiden uns die Strapazen des Tages mit etwas Essbaren zu mildern. Der kleine Laden hat zwar nur mehr knapp eine halbe Stunde bis zur “last order”, aber wir genießen Thunfisch, Aal, Gurkensalat und Edamame bevor wir uns müde aber voller Vorfreude auf den Start unserer Schiffsreise morgen, auf den Heimweg nach Shinjuku machen.

2023. Japan, Tokio – kein Palast, aber Akihabara, 2-Nichi-me

An unserem ersten, richtigen Tag in Tokyo erwachten wir voller Vorfreude auf ein authentisches, japanisches Frühstück – und wir sollten nicht enttäuscht werden: Makrele mariniert in Miso, schmackhafter Reis (Markus war nachhaltig begeistert!), Kenchin-Suppe, japanisches Omelette, Rindfleisch mit Taro (Wurzel), eingelegtes Gemüse und viele andere Leckerbissen in kleinen Schälchen.

Pappsatt und um diese großartige Erfahrung reicher, starteten wir zu unserem ersten Stopp in Richtung Kaiserpalast. Dort angekommen wurden wir von einem “Keep out” Schild empfangen, das uns sagen sollte, dass freitags die Gärten leider geschlossen sind 🙁 naja, Tokyo hat ja nicht nur einen Garten 😉 Also fuhren wir kurzerhand zum Ueno Park im Norden von Tokyo und ganz in der Nähe unseres Nachmittags-Programms im Tech-Distrikt Akihabara. Dort schlenderten wir zum ersten Mal nicht von Menschenmassen umgeben durch eine wunderschöne Parkanlage mit Kirschbäumen (die ersten haben schon ein bisschen geblüht), Schreinen (wo wir immer wieder Leuten beim Beten zugeschaut haben) und einem schönen See (Shinobazuno Pond). Zum Park dazu gehört Tokyos ältester Zoo (1882), den wir uns traditionell in jeder Stadt anschauen, wo wir zu Besuch sind. Ob es der ursprünglichen Bauweise oder dem begrenzten Platzangebot des Areals insgesamt geschuldet ist, die Gehege der Tiere waren winzig und auch sehr minimalistisch eingerichtet. Mich hat dieser Anblick traurig und wütend gemacht. Dieser Zoo wird uns sicher als kein besonders schönes Beispiel in Erinnerung bleiben.

Was mir besonders in Erinnerung bleiben wird, sind die schönen und sauberen Toiletten überall. Egal ob in der U-Bahn oder im Zoo, man fühlt sich in dieser ungewohnt sauberen Umgebung sofort wohl und vor allem der vorgewärmte Sitz ist jedes Mal ein Highlight. Da könnten sich unsere öffentlichen Bereiche daheim echt noch etwas abschauen!

Wie geplant ging es anschließend in den Bezirk Akihabara, wo sich alles um Elektronik, Mangas und Anime dreht. Bevor wir uns ins Getümmel stürzten, brauchten unsere Füße eine kleine Verschnaufpause und wir eine kleine Stärkung mit Tee & Kuchen im Renoir Café. (Merke: Nicht alles, was sich als Coffee/Café bezeichnet, bietet auch Mehlspeisen an. In den meisten Coffee Läden bekam man herzhafte, warme Speisen.) Nun ging es endlich los zum Windowshopping der zahllosen Elektronikfachgeschäfte, Spielhallen und Maid Cafés. Neben Dragon Ball, Yu-Gi-Oh und One Piece gab es noch viele unbekannte, glupschäugige Anime und Manga Charaktere, die uns von riesigen Neontafeln an Hausfassaden anstarrten oder als kleine Plastikfiguren in Greifarm-Automaten zu gewinnen waren. Die Geschäfte waren laut, bunt und schrill, genau wie das Publikum. Auf den Straßen sahen wir Jugendliche, die mit ihrem Kleidungsstil den animierten Charakteren nacheiferten: Die Mädchen in Kleidchen, kurzen Röcken mit Kniestrümpfen, Schleifen im Haar, sahen aus wie Püppchen und machten dem Wort “kawaii” (niedlich) alle Ehre. Die Jungs tlw. in langen Mänteln mit wilden (gebleicht und gefärbten) Haaren und manche sogar geschminkt, sahen aus wie die verruchten Helden von Manga-Covern. Markus hatte sich einen großen Spiele- und Rollplay-Laden rausgesucht (The Yellow Submarine) und war von der Auswahl und dem umfassenden Angebot auf 3 Etagen super begeistert.

Anschließend erstmal ein kurzer Boxenstop in unserem Ryokan, damit meine Füße pausieren und ich diesen Blogeintrag schreiben kann. Für das Abendessen schlendern wir einfach durch die Straßen unserer Hood Shinjuku, durch die kleine Rotlichtmeile und das LGBTQ-freundliche Viertel und landen in einem tollen Sushi-Lokal, wo man per Bestellung am Tablet sein Sushi on demand am Band geliefert bekommt. Ich probierte einen bewusstseinserweiternden Aal, der so weich gekocht war, dass er mir auf der Zunge zerfiel. Und Markus nahm eine neue Kombination aus Lachs mit Avocado, Zwiebeln und Mayo in seine Top10Sushi auf. Ein toller Abschluss unseres 2. Tages in Tokyo.

2023. Japan, Tokio – Anreise, Shonichi

Abreise Leobendorf, Gregor ist unser kurzfristiger Anreiseverkürzer und hat sich gestern Abend noch spontan dazu bereiterklärt, uns direkt am Flughafen abzuliefern. Dadurch hatten wir ausreichend Zeit nach der Sicherheitskontrolle uns jeweils Tee und Obstsalat zu genehmigen. Die erste Flugetappe nach Abu Dhabi legen wir gut in der Zeit zurück, die Bordauswahl an Filmen und Unterhaltung ist zwar vielversprechend und verführerisch, aber wir versuchen dem Jetlag vorzubeugen, indem wir die ersten Teile der Reise schlafend verbringen – was uns mehr oder weniger gut gelingt.

Abu Dhabi im Anflug sieht am Abend interessant aus, der Raster der Straßen ist einer der Eindrücke, die wir bei der Dunkelheit mitnehmen können. Der Flughafen ist sehr gut besucht, was auch zu einer halben Stunde Verzögerung beim Abflug führt. Die Flugstrecke nach Tokio ist deutlich länger, was man auch spürt, Juli schafft es ganz gut zu mützeln. Markus versucht sich an die japanische Zeit zu gewöhnen, indem er morgens um etwa 08:00 den neuen Black Panther guckt, mützelt dann aber auch nochmals ein Stündchen. Highlight vor dem Landeanflug ist ein ausgezeichneter Blick auf den Fuji-san – was für ein Anblick! Ich hab Juli’s Caption unten eingefügt.

Mit der Ankunft in der größten Stadt der Welt am Flughafen Narita erleben wir einiges – positiv wie negativ. Der Service und das zur Verfügung stehende Personal ist ein Highlight, das wir wider erwarten uns jetzt doch bei “Visit Japan” anmelden mussten, war etwas verwunderlich. Die Wartezeit bei der Einreise war lange und wir sind ein wenig dem Murphy’s law zum Opfer gefallen, links und rechts von uns sind dutzende Leute abgefertigt worden – in unserer Schlange nur 4 Leute vor uns – in der gleichen Zeit. Glücklicherweise ist der angekündigte Erdbebenprobealarm dann nur mit einem lockeren Lächeln quittiert worden, die Anweisung “don’t panic” war relativ einfach zu befolgen.

Von Narita geht’s mit dem gleichnamigen Expresszug nach Tokio ins Zentrum. Dabei den richtigen Wagon auszuwählen war nicht so einfach, aber zum Glück kein Problem. Um sicherzustellen, dass das klappt wurden wir auch von einem Mitarbeiter bis zum Zug geleitet. Juli war wenige Momente nach dem Einsteigen schon mit den Worten “DRAGONBALL” und “KAME-HAME-HA” von einem freundlichen Mitfünfziger begrüßt worden. Beim Umsatteln auf die U-Bahn in der Tokio Central Station geht’s weiter nach Shinjuku. Am Nachmittag beziehen wir das Yuen Ryokan Onsen. Ein paar Minuten Pause und frische Klamotten später entscheiden wir uns das lokale Viertel anzusehen. Zusammengefasst – Shinjuku lebt, vibriert und ist hör- und sehbar wahrzunehmen. Wir bewundern einen riesigen Godzilla der auf einem Gebäudekomplex residiert und spazieren durch Shinjuku und das Golden Gai zu einer innerstädtischen Ruheoase, unserem ersten Shinto-Schrein, dem Hanazono Schrein. Von dort entscheiden wir uns zu einem gemütlichen Spaziergang zurück zum Ryokan und einer winzigen Ramenbar, wo wir uns frische Nudeln in einer sehr g’schmackigen Suppe kredenzen lassen. Hab ich erwähnt, dass es hier überall Automaten gibt? Überall! Sogar mit warmen Tee (tollen, guten Tee)? Wirklich toll. Also Tag zwei kann kommen.

Während ich den morgigen Tag plane; morgens von 08-09 gibt’s unser erstes japanisches Frühstück in der Unterkunft, danach geht es laut Plan um 09:30 mit der Ubahn nach Chiyoda zum Kaiserpalast und im Anschluss mit einem geplanten Umweg über das “Eulencafe” nach Akihabara, genießt Juli ein Bad im achtzehnten Stock im Onsen unserer Unterkunft. Und zum Ausklang unseres zweiten Tages planen wir einen Rundflug mit dem Heli, wahrscheinlich bei Regen, wenn der Wetterbericht hält.

Kan/Mad: La Palma

Nach unserem Ausflug auf Lanzarote legen wir früh morgens in La Palma an, die Insel ist auf den ersten Blick deutlich grüner und wirkt: anders.

Wir haben heute keinen Landausflug “gebucht” sondern wollen auf eigene Faust die Hauptstadt erkunden. Nach dem achtstündigen Ausflug gestern und dem geplanten Besuch im Loro Parque morgen nutzen wir das gleichzeitig um ein gemütlicheres Tempo zu wählen. Also frühstücken und danach geht’s per pedes in die Stadt. Im Vortrag zu La Palma sind bei Juli die Highlights “Calle O’Daly”, der lokale Markt und die Balcones de la avenida Maritima hängengeblieben die allesamt unweit unserer Anlegestelle liegen – ideal für einen gemütlichen Spaziergang mit Kamera. Die Stadt ist deutlich farbenfroher als alles städtische was wir Lanzarote gesehen und durchquert haben.

Die Calle o’Daly liegt in einer Einkaufsstraße, uns fallen insbesondere die gepflegten, begrünten Balkone auf, Weihnachtssterne in Torbogenform vor dem Rathaus die in knalligem Rot erblühen.

Wie gesagt sehr farbenfroh und das soll auch auf der avenida Maritima sich nicht ändern. Am Ende dieser liegt eine originalgroße (nicht funktionale) Replik der Santa Maria und wir entscheiden uns von dort noch zur weißen Kirche am Hügel hochzusteigen. Am Weg liegt eine kleine Pflanzen- und Zoohandlung, mehrere Hähne krähen und werden meiner Meinung nach sehr unwürdig gehalten. Eine Vielzahl an Sittichen und anderen Vögeln zwitschern und wir machen uns schnell weiter auf den Weg nach oben. Violette, rote Blumen neben Ohrenkakteen, Flechten, einer Vielzahl unterschiedlicher nie gesehener Blattformen (endemischer?) Bäume und bekannt erdige Vulkanböden verschönern den Aufstieg.

Die Aussichtsplattform ist beeindruckend und wie so oft erwischen wir einen tollen Blick auch auf die im Hafen thronende AidaStella. Durch kleine Gassen und mutig kombinierte Fassaden geht es zurück zum Schiff. Am Hafenzugang zum Schiff (der übrigens sehr zuvorkommend mit einem blauen Leitsystem gekennzeichnet war) kommen wir noch an einer Meerjungfrau mit Katze auf dem Schoß vorbei.

Wir können uns keinen Reim darauf machen und beschließen am späteren Nachmittag die Füße hochzulegen.

SPA Oase

Eines der Highlights der Reise liefern dann am späteren Abend noch Jani & Micha: sie gewinnen das Pub Quiz und stauben ein paar sehr nette Preise ab. Die Konkurrenz war spaßig, die Moderation eher lau. Und die Musik war strafverschärfend (Schlager).

Kan/Mad: Teneriffa

Der letzte Landausflug steht uns auf Teneriffa bevor. Wir fahren wie auch auf den anderen Inseln gegen 08:00 beim Frühstücken im Hafen ein. Teneriffa muss eine tolle Insel gewesen sein – das ist meine erste Wahrnehmung – wären da nicht plattenbauten, riesige Industrieanlagen und Hotelanlagen die nahezu alles an Sicht verbauen. Okay das war “nur” ein erster Eindruck, aber auch als wir uns auf den Weg zu unserem heutigen Landausflug machen sieht man im Bus wieviel mehr diese Insel bebaut ist. Sie ist lebendig, abwechslungsreich mit Bananenplantagen die an flechtenüberzogenes Vulkangestein grenzen und schroffen Brandungen an grünen Hängen unter denen man rote und schwarze Erde und Sand erkennen kann.

Der Loropark (Loro Parque) selbst liegt etwa 30min von unserem Liegeplatz im Hafen, mit dem Bus durch schmale Straßen und Wege erreichbar entfernt.

Ich möchte dazu festhalten ich hab zwei Blogartikel im Vorfeld gelesen, die schon die großartige Thai-Architektur beschrieben hatten, aber ich war noch viel beeindruckter als ich es erwarten konnte. Von mehreren Freunden hatte ich auch gehört was sie mit dem Loropark verbinden (hängen geblieben ist: Orcahaltung auf engem Raum vor vielen Jahren) und hatte Ressentiments im Vorfeld. Davon ist nichts Negatives geblieben. Der Park ist einladend, freundlich und bietet einer Vielzahl von Spezies eine nahezu artgerechte Haltung, man hat sich mit einer guten Mischung auf Forschung und Zoo angefreundet und die eigene Position ist, wenn man den Geschichten bei der Discovery Tour glauben darf, nichts was ich persönlich bemängeln würde.

Los geht’s für uns am Gorillagehege entlang. Die einzige, sehr erfolgreiche Männer-WG. Vom Silberrücken (das ist primär die Bezeichnung für das dominante Männchen) vertriebene Gorillajunggesellen leben hier zu siebt zusammen. Der israelische Alpha wiegt stolze 198kg, seine schweizerischen, französischen und deutschen Artgenossen kommen auf 150-210kg und sie verhalten sich als hätten sie eine Menge Spaß beim Posing vor und für die Kameras. Das Gelände selbst ist gut gesichert, mitunter auch um Wurfgeschosse abzufangen, da sie aus Langeweile gerne mit Steinen, Ästen oder auch Kot werfen und angeblich sehr gut zielen.

Wir erhaschen noch einen Blick zur Loro (Papageien) Show und es ist ehrfurchtseinflößend wie man unter den azurblauen Flügeln und ihren Winden sitzt und über die beeindruckenden Vögel lernt.

Unsere erste Station ist im Delphinarium, eine Show von sechs Delphinen, welche in verschiedenen Zoos groß geworden sind und sie ist toll in Szene gesetzt. Mit toller Musik kombiniert ist es “natürlich” eine Show, aber man meint die Nähe der Trainer und der Meeressäuger zu spüren und wir sind verzaubert von Sprüngen, Kunststücken und wie gut man uns näher bringt, was man mit einem gestrandeten Tier machen sollte.

Nur mit einer kurzen Pause geht es weiter zu den Orcas. Eines der Weibchen hat 2018 ein Kind (Una) auf die Welt gebracht. Beeindruckend ist nicht nur die Show (da bewegen sich 3 TONNEN durch die Luft wie zuvor die Delphine). Auch hier überzeugt die Show mit einer guten Mischung aus Spaß (Splash Warning unbedingt ernst nehmen, wir haben einige durchnässte Mütter und Kinder gesehen) die zeigen wie viel Maße hier Wasser am Rand bewegt. Oder wieviel Wasser man mit einer Schwanzflosse im Publikum verteilen kann. Auch hier erzählt man eine schöne, lehrreiche Geschichte und stellt klar, dass man keine Wildtiere fängt, sondern die Orcas mit Unterstützung des erfahrensten Team (Seaworld) von diversen Zoos zusammengetragen wurden oder gestrandete Tiere waren die aufgrund Taubheit nicht in die Natur reintegrierbar waren. Auch wenn man hinter den Kulissen nicht photographieren durfte sind es beeindruckende Dimensionen die hier hängen bleiben

Das modernste Pinguinarium der Welt beeindruckt nicht nur mit künstlichem Schnee sondern mit ausgefeilter Technik und einem Wahnsinnsaufwand. Von den 22 Mio Liter Wasser die im gesamten Park vorhanden sind werden nur für die Pinguine pro Stunde 3 Mio Liter Wasser komplett physikalisch und biologisch gereinigt in einem kontinuierlichen Kreislauf mit hohem Energieaufwand der nahezu komplett erneuerbar über PV abgedeckt wird. Dazu muss man wissen, dass der Besitzer und Erschaffer des Parks (Hr. Kiessling) mittlerweile der größte Arbeitgeber Teneriffas ist.

Ein weiteres Highlight nach der Führung ist das Aquarium, welches neben Rochen (yay) und Haien (uii) auch eine Vielzahl an Neonkorallen beheimatet. “Bemängeln” würde ich nur, dass im direkten Vergleich man nicht sehr einfach weiß welche Lebenswesen wo sind, die Beschriftungen sind als für Besucher (mich/uns) nicht so gut wie wir es aus Wien, London, Dublin, Amsterdam usw. gewohnt sind. Sonst möchte ich den Loropark uneingeschränkt empfehlen. Für uns waren die 4 Stunden deutlich zu wenig aber trotzdem genug um eine Menge positiver Eindrücke mitzunehmen. Für mich das Highlight unserer Reise und das noch dazu am perfekten Tag, da wir heute Abend mit Reiner seinen 70er feiern. Passenderweise erhält er von Juli und mir eine Patenschaft eines bunten Aras (allerdings nicht in Teneriffa sondern in der Nähe von Oberlungwitz) und wir verbringen feiernd ein Abendessen zusammen bevor wir den Abend an der Bar ausklingen lassen. Ein paar Runden werden zu der Band getanzt bevor wir um knapp nach Mitternacht die Aidastella in Gran Canaria anlegen sehen. Was für ein toller Abschluss einer tollen Familienreise.

Juli hat leider eine sehr harte Nacht (Kieferschmerzen) und wir sind morgens noch in der Krankenstation des Schiffes, immerhin ist sie reisefähig und wir können am Morgen gemeinsam mit Marius und Micha in den Bus zum Flughafen steigen.

Fazit: ein toller, abwechslungsreicher Urlaub den Juli und ich so nicht geplant hätten, aber definitiv genossen haben.

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